Dass dieses Wochenende sehr voll wird, wussten wir bereits vorher. Dass es so enden würde, konnten wir nicht wissen und es wird uns noch lange beeinflussen. Aber von vorn:
Freitag:
Der 6. September ist nun seit 41 Jahren mein Tag. Er beginnt ganz unaufgeregt und alltäglich, geht weiter mit Haushalt und Alltag.
Am Abend gehen wir mit der Familie, die nicht gerade im Urlaub (mein Bruder in Ägypten, meine Eltern auch irgendwo, wo es warm ist) oder beim Seminargruppentreffen (SchwiegerOpa) weilt, essen. Sehr lecker, Hausmannskost und wirklich preiswert.
Da bekomme ich dann auch Geschenke. Eines ist ein Hoodie mit Kapuze, Bauchtasche und etwas länger. Echt kuschelig. Den hat eine Hobbyschneiderin in unserem Ort für mich genäht. Die Stoffe hab ich höchstpersönlich ausgesucht.
Und das zweite Geschenk ist ein neues Handy. Wir hatten da zwar mal drüber geredet, dass ein Neues vielleicht sinnvoll wäre (mein Samsung ist 4 Jahre alt, für einige Apps gabs keine Updates mehr und der Internetbrowser funktionierte gar nicht mehr), aber so wirklich damit gerechnet habe ich nicht. Umso mehr freue ich mich.
Samstag:
Wir beginnen den Tag kurz nach 8 und frühstücken schnell.
Kurz nach halb 10 muss ich los. Ich stelle mein Auto am Haus ab und leere den Briefkasten. Der Nachbar klebt Fenster und Türen ab, heute wollen sie die Fassade fertig streichen. Wir reden kurz, ein anderer Nachbar kommt, den ich auch gleich noch für Montag zum Richtfest einlade.
Dann muss ich mich beeilen, bin spät dran.
In unserer Gemeinde gastiert die Ausstellung "HiStory". Wir haben auch die Bücherstube geöffnet, um sie mehr Menschen vorzustellen. Ich habe die ersten 2 Stunden die Betreuung übernommen.
Es wird eine interessante Zeit mit netten Gesprächen. Die meisten Dinge, die ausgestellt sind, dürfen gegen angemessene Spende zugunsten der Bücherstube mitgenommen werden. Es ist sehr spannend, wie unterschiedlich Menschen den Wert von handgearbeiteten Dingen einschätzen...
Nach meiner "Schicht" gehe ich in die Ausstellung. Auch hier ergeben sich nette Gespräche. Ich finde die Ausstellung sehr interessant, kann mir aber leider viel weniger davon merken, als mir lieb wäre.
Spannend sind die "Kreuze" in unserem Ort.
Ich laufe zu unserem Grundstück zurück und drehe eine Fotorunde durchs Haus.
In der Übergangswohnung esse ich etwas vom Nudelauflauf, dann Mittagspause mit Schreiben des Blogeintrags zum Bautag 31. Später gibts Kaffee und Geburtstagskuchen.
Gegen 17 Uhr fahren wir wieder in unseren Heimatort, wo "Fahnenfest" ist. Eigentlich heißt es "Kunst im Park". Es ist das Fest, wo man alle möglichen Leute trifft, die man sonst nie sieht. Wo die Kinder ihre Freunde treffen und die Erwachsenen aller paar Meter stehen bleiben, um zu quatschen.Eigentlich wollen wir nur so 2 Stunden bleiben.
Stattdessen sehen wir uns auch das Feuerwerk noch an, das 22 Uhr stattfindet. Ich bin ganz begeistert von den Farben, die mein neues Handy auch im Dunkeln aufnimmt.
Einen Schreckmoment hatten wir allerdings: Sohnemann kam zu uns, weinend. Noch ehe er uns was sagen konnte, kam ein Mann dazu. Er hätte unseren Sohn bewusstlos im Bällebad gefunden. Weiter fragen konnten wir nicht, da war er schon wieder weg. Sohnemann konnte uns nichts näheres dazu sagen. Nur, dass er sich auf die Bälle gelegt hatte und ein anderes Kind auf ihn gesprungen sei, auf sein Gesicht. Wir untersuchten ihn, konnten aber nichts auffälliges finden. Keine Beulen, blaue Flecken oder unterschiedlich reagierende Pupillen. Und Sohnemann hatte Hunger, futterte direkt ein Würstchen.
Sonntag:
Auch dieser Tag beginnt nur mit schnellem Frühstück, aber immerhin mit Sonntagsei.
Schnell noch Hasen füttern und die Katze.
Dann fahren wir zum Erntedankfest in die Kirche. Wir sind in diesem Jahr die erste Gemeine von mehr als 10, die zu unserem Kirchenverband gehören.
Es ist ein schöner Gottesdienst. Die Kirche ist wunderbar geschmückt. Der Chor singt und auch die Gemeindelieder sind gut ausgewählt.
Die Kinder schauen sich im Rahmen des Kindergottesdienstes die Ausstellung an. Die Große bleibt in der Kirche, sie ist nun Vorkonfirmandin.
Die Kinder sind noch nicht fertig mit dem Drucken wie zu Gutenbergs Zeiten. So soll Sohnemann später zur Oma laufen.
Wir anderen 4 fahren zurück zur Übergangswohnung. Großtöchterchen macht Hausaufgaben, ich binde Stroh um den Rohling. Das wird der Richtkranz. Und Herr TAC klärt ein paar Dinge.
Dann mopsen wir an der Hecke meiner Eltern etwas Grün für den Kranz. Zum Weiterbinden reicht die Zeit nicht.
Die SchwieMu hat lecker gekocht.
Direkt nach dem Essen fahre ich zur Bühne. Zum letzten Mal steht "Rapunzel" auf dem Plan.
Die letzte Vorstellung ist immer etwas Besonderes. Da nehmen die Darsteller sich gegenseitig auf die Schippe.
Unter anderem läuft plötzlich ein Ritter über die Bühne, der da nicht hin gehört. Am Ende wird er seiner Partnerin vor ausverkauftem Zuschauerraum einen Heiratsantrag machen.
Ganz am Ende gibts den Schokotalerregen für die Kinder.
Schön wars wieder und eine sehr gut besuchte Saison.
Auf dem Weg zur Übergangswohnung sammle ich Sohnemann bei den Großeltern ein. Zu Hause will ich unbedingt den Kranz fertig binden.
Als wir ankommen, winkt uns Herr TAC vom flachen Dach hinter der Garage aus zu. Er hat Sohnemanns Wurfscheibe herunter geholt.
Ich lade das Auto aus und als ich auf die andere Seite der Garage komme, liegt der Lieblingsehemann mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Wiese. Er kann nicht auftreten mit dem linken Fuß. Er meint, das wird gleich wieder. Das sehe ich anders, sein Fuß ist bereits dick.
Ich setze Prioritäten:
1. Sohnemann mit der Jüngsten ins Trampolin schicken
2. Einen Kunden bedienen
3. Klo!
4. Schwiegermutter anrufen und her bestellen
Schwiegervater bitten, meinen Bruder gegen 11 am Leipziger Flughafen abzuholen
5. Großtöchterchen beauftragen mit Hasen und Katze füttern, Abendbrot richten
Zwischendurch schaue ich immer wieder nach dem Lieblingsmann, bringe ihm Wasser und einen Regenschirm, denn es tröpfelt und beruhige die Kinder.
Als die Oma da ist, fahre ich mit dem Herrn TAC ins KH und dort mit dem Rollstuhl in die Notaufnahme.
Er wird als erstes geröntgt.
Währen ich warte, setze ich ein Bild in den Status:
Die erste Reaktion folgt nach etwa 2 Minuten.
Wenig später kommt der Röntgenassistent und teilt mir mit, dass das Fersenbein gebrochen ist und sie weitere Untersuchungen durchführen. Ich soll an der Notaufnahme warten.
Einige Zeit später werde ich wieder ans Fenster gerufen: Es muss operiert werden, ich solle heimfahren und Sachen holen.
Das tue ich, die SchwieMu weiß zum Glück, was man alles im KH braucht. Sie war Krankenschwester. Die Kleine will von mir ins Bett gebracht und gestillt werden. Ich hab zwar kaum Nerven, folge ihrem Wunsch aber. Dafür schläft sie schnell ein.
Zurück im KH ist der Herr TAC inzwischen auf Station gebracht worden. Eine Strecke Übergangswohnung - KH braucht etwa 30 Minuten und hat derzeit 3 Bauampeln.
Wenns nicht grad so doof wäre, wäre es fast lustig: Herr TAC macht keine halben Sachen. Wenn er sich schon die Ferse bricht, dann wenigstens ordentlich. Es ist ein komplizierter Trümmerbruch, der operiert werden muss. Das geht aber erst nach dem Abschwellen.
Das Timing hätte besser sein können... aber ändern können wir daran nix. Wir haben zum Glück ein gutes Netzwerk um uns. Familie, Freunde, Menschen, die für uns beten...
Gegen halb 11 bin ich wieder zu Hause. Wenig später fährt die Oma heim. Noch ein wenig später meldet sich mein Bruder, er ist sicher gelandet.
Ich hab immer noch die Theaterschminke im Gesicht, die wasche ich nun ab, beantworte noch Fragen über WhatsApp und gehe gegen 11 ins Bett, wo ich noch lange wach liege...
Oh, dann mal gute Besserung für Herrn TAC und eine streßfreiere Woche :-)
AntwortenLöschenOh je. Gute Besserung für Herrn TAC
AntwortenLöschenDanke, ich gebs weiter.
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